Kantholz

Bremen, 2019, Fichte, Künstler*innen unbekannt
Im Januar 2019 griffen drei vermummte Täter*innen den Bremer AfD-Politiker Frank Magnitz an. Noch im Krankenhausbett ließ er Pressefotos seiner blutüberströmten Wunde machen und gab Interviews. Die Bremer AfD-Fraktion bezeichnete in einer eilig ausgegebenen dramatisch ausgeschmückten Pressemitteilung die Tat als „Mordanschlag“ durch Linke und erklärte: „Mit einem Kantholz schlugen sie ihn bewusstlos und traten weiter gegen seinen Kopf, als er bereits am Boden lag.“
Im Anschluss wurde bundesweit über linke Gewalt diskutiert. Die Bundesregierung sowie Politiker*innen aller gewählten Parteien verurteilten die Tat. Die AfD nutzte die Gelegenheit, um auszuteilen: „Nicht nur die LINKEN, sondern auch SPD und die Grünen unterstützen die Antifa und ihre Angriffe.“ Gauland sprach von „Hetze und Ausgrenzung gegen die AfD“ und Andreas Kalbitz sogar von „Pogromstimmung“.
Doch als Überwachungsvideos auftauchen, kamen die Lügen der AfD heraus: Magnitz wurde in Wahrheit von hinten gestoßen, ist beim Sturz mit dem Kopf aufgeschlagen, dann flohen die Angreifenden. Kein Kantholz, keine Tritte, und auch keine Linken. Wer es war, wurde nie geklärt. „Wir gehen davon aus, dass die gesamten Verletzungen allein dem Sturz geschuldet sind“ verkündet die Staatsanwaltschaft. Wochen später tauchte ein AfD-interner Brief von Magnitz auf, in dem er erklärt, dass er das Foto seiner Kopfverletzung aus strategischen Gründen veröffentlicht hat, um „mediale Betroffenheit zu erzeugen“.
Die 1.000 € für das Fake-Kantholz haben wir an die Initiative in Gedenken an Laye-Alama Condé weitergeleitet. Die Initiative setzt sich für das Gedenken und die Aufklärung der Tötung von Laya-Alama Condé in Polizeigewahrsam ein. Nach eigenen Angaben war Magnitz kurz zuvor an einer Gedenkveranstaltung der Initiative vorbeigelaufen.