Spraydose

Bautzen, 2017, Weißblech, Plastik und rote Lackfarbe, Künstler*in Irmela Mensah-Schramm
Sich selbst bezeichnet die Street-Art-Künstlerin als Polit-Putze. In ihrem Drang den Nazi-Mist wegzumachen, hat sie seit 2007 über 85.600 rechte Sticker und abertausende Nazi-Graffitis in der gesamten Bundesrepublik vernichtet. Für ihr jahrzehntelanges Engagement gegen Hass im öffentlichen Raum seit den 1980er Jahren wurde sie unter anderem mit dem Preis Aktiv für Demokratie und Toleranz, dem Göttinger Friedenspreis, dem Silvio-Meier-Preis und dem Jochen-Bock-Preis ausgezeichnet.
Im krassen Widerspruch dazu stehen die staatlichen Repressionen, die ihr immer wieder entgegen schlagen. Insgesamt 18 Ermittlungsverfahren wurden gegen Mensah-Schramm geführt. Im Berliner Strafprozess 2016 vermisste die Staatsanwältin bei Mensah-Schramm „Reue, Einsichtigkeit und Vorbildfunktion“ und legte gegen das zu „milde Urteil“ Berufung ein.
Im letzten Jahr wurde sie zeitgleich zum rechtsterroristischen Anschlag in Halle vom Amtsgericht Eisenach zu einer Strafzahlung von 1.050 € ohne Bewährung verurteilt. Denn auch das Übersprühen von Hass-Graffitis wird als Sachbeschädigung aufgefasst und strafrechtlich verfolgt.
Mit der hier ausgestellten Spraydose übersprühte sie 2017 in Bautzen ein demokratiefeindliches Graffiti mit einem roten Herz und wurde prompt von einem Polizisten für ihr „kriminelles Handeln“ angezeigt.
Mit ihrer eigenen Wanderausstellung Hass vernichtet tourte sie bereits über 400 Mal durch Deutschland. Für Schüler*innen gestaltet sie kreative Workshops, in denen sie ihr ehrenamtliches Engagement weitergibt.